zerowork work in progress eine Filmreihe der Cinémathèque Leipzig
         
         
         
         
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Programm 1
So 13.5. 19.00
Mo 14.5.+Mi 16.5. 19.30

Fivefortyfive

Christoph Röhl, Deutschland 1998
mit Helene Kvale, Christopher Rózycki, Steve Sweeny
10 min, OmU

Fivefortyfive

Napoleon lebt in und um eine Bahnstation in London. Er hat einen streng geregelten Tagesablauf, der in viele einzelne Arbeitsschritte unterteilt ist. Er räumt auf, er gibt Ratschläge, er hilft Passanten, die ihn nicht einmal bemerken. Ein Lebensentwurf jenseits der Verpflichtung zur Erwerbsarbeit, zugleich ihre Mechanismen in Frage stellend.

A nous la liberté

René Clair, Frankreich 1931
mit Henri Marchand, Raymond Cordy, Rolla France
93 min, OmeU

A nous la liberté

Louis, ein entflohener Strafgefangener, avanciert in der Freiheit zu einem wohlhabenden Industriellen. Unglücklicherweise kehrt irgendwann seine Vergangenheit in Form seines alten Zellengenossen Émile zu ihm zurück. Dieser wurde bei der gemeinsamen Flucht geschnappt und läßt nun Louis’ sorgfältig geplante Zukunft plötzlich in einem anderen Licht erscheinen. Beide enden schließlich – freiwillig – als Tramps. Leicht, witzig, visuell enorm innovativ und mit meisterhaftem Soundtrack versehen, ist der Film eine treffsichere Satire und zugleich spektakuläre Komödie. Die Produktion verklagte später United Artists des Ideendiebstahls, als Chaplins thematisch verblüffend ähnlicher MODERNE ZEITEN in die Kinos kam.

Programm 2
So 13.5. 21.00

Farewell Letter to the Swiss Workers

Frédéric Moser/Philippe Schwinger
CH/D 2006, 25 min

Farewell Letter

Lenin lebte von 1914-17 im Exil in Zürich. Bevor er nach Russland zurückkehrte, um sich in der Revolution zu engagieren, schrieb er einen Abschiedsbrief an die Schweizer Arbeiter. In diesem forderte er sie auf, sich gegen den »imperialistischen Krieg« zu wehren und ließ »die beginnende proletarische Revolution in Europa« hochleben. Lenins Gesellschaftsvision ist im staatskapitalistischen Sozialismus zerronnen, doch einige Argumente sind im Zusammenhang mit jüngsten weltpolitischen Ereignissen wieder aktuell.

Hier setzt die Arbeit der Künstler Moser/Schwinger an. Ausgehend von W. I. Lenins Brief realisierten sie für das Kunsthaus Zürich 2006 die Ausstellung »Farewell Letter to the Swiss Workers« von der das Video ALLES WIRD WIEDER GUT ein Teil ist und greifen darin die Frage nach gesellschaftlichen Utopien auf. Was für eine Gesellschaft wünschen wir uns? Und zu welcher Gesellschaftsform sind wir fähig?

Die Handlung: Eine Dorfgemeinschaft im Osten des wiedervereinigten Deutschland, 16 Jahre nach dem Fall der Mauer. Seit 1989 demonstrieren ehemalige Arbeiter vor den Toren ihrer alten Fabrik täglich für den Erhalt ihrer längst verlorenen Arbeitsplätze, dies ist nun ihr Job. Während in der Dorfkneipe nebenan eine Gruppe Studenten über ihre eigene Zukunft und die ihrer Mitbürger debattiert, spielen Kinder in der Dorfkirche Theater, worin ein »junger Lenin« Passagen aus jenem Abschiedsbrief zitiert.

Durch die geschickte Kontruktion eines Konfliktfeldes zwischen Dialog, Handlung und Ort wird ein spannender Spiegel für gesellschaftliche Realitäten geschaffen.

Frédéric Moser und Philippe Schwinger greifen in ihren Arbeiten immer wieder politische Themen in einer Art und Weise künstlerisch auf, die die Betrachter aktiv teilhaben läßt.
Beide kommen vom Theater und ihre Werke lassen sich zwischen Schauspiel, Video und Installation verorten. »Sie kreieren ein komplexes Spiel von Scheinauthentizität und subtiler Brechung, das die Besucher aufgrund seiner formalen Präzision und emotionalen Intensität in den Bann zieht.«(Kunsthaus)
Während sie in ihrer Arbeit Unexpected Rules (sie vertraten hiermit die Schweiz auf der Kunstbiennale Sao Paulo 2004) das Regelwerk der Auslegung eines »wahren« Ereignisses – das der »Clinton-Lewinsky-Affäre« – in der weltweiten Medialisierung hinterfragen, liegt die Arbeit Capitulation Project (2003) gänzlich anders. Hier verweben sie das Massaker von My Lai (im März 1968 in Vietnam) mit einem Theaterstück aus den 70ern, das dieses Ereignis aufarbeiten möchte, sowie einer »offenen«Performance, die ihrerseits gefilmt wird und hierdurch den Rahmen für die Inszenierung von Gruppendynamiken abgibt.

Der Film ist zwar Teil der Ausstellung im Kunsthaus Zürich, kann jedoch ebenso als eigenständige Produktion gelesen werden. Frédéric Moser und Philippe Schwinger thematisieren »die Frage der Utopie nicht nur auf gesellschaftlicher, sondern auch auf künstlerisch-ästhetischer Ebene. In einem 17 Meter langen Wandbild lassen die beiden Künstler bewußt Erinnerungen an die »Konkrete Kunst« anklingen, führen deren Kunstverständnis aber ad absurdum: Die Formen entstehen bei Moser/Schwinger nicht aufgrund von eigenen, streng logischen Gesetzen, unabhängig von jeglichem Bezug zur realen Welt als Form- und Farbexperimente, sondern leiten sich aus wirtschaftlichen Fakten ab – in diesem Fall aus der Grafikkurve des SMI an der Zürcher Börse Swiss Exchange 2005.«(Kunsthaus)

Zur Vorstellung werden die Künstler anwesend sein, diese sowie weitere Arbeiten vorstellen und für ein Gespräch zur Verfügung stehen.

work arsenal kulturstiftung Datum