zerowork work in progress eine Filmreihe der Cinémathèque Leipzig
         
         
         
         
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Programm 10
Mi 30.5. 19.30

The Catalogue

deutsche Kinopremiere
Großbritannien 2004, 6 min
Regie Chris Oakley

The Catalogue

Eine künstlerische Vision der Überwachung. THE CATALOGUE untersucht die Codifizierung der Menschheit im Namen von Unternehmen und Umsatz. Durch die Manipulation von Realaufnahmen aus einem Einkaufszentrum nimmt der Zuschauer den Platz einer versteckten und leidenschaftslosen Agentur ein. Menschen werden zu einer Serie von Einheiten, deren Wert an ihrer Kaufkapazität und ihren möglichen Wünschen für die Zukunft gemessen wird. Sie selbst werden katalogisiert.

Alter Egaux

Belgien 1999, 12 min
Regie Sandrine Dryers
Dok, OmeU

Alter Egaux

Arbeit, was meint dieses Wort eigentlich? Der Film weigert sich, eine Expertensicht einzunehmen. Stattdessen gibt er die Möglichkeit, mit Männern und Frauen zu sprechen, die es versucht haben; die die tatsächlichen Experten sind. Vor der Kamera und ohne Vermittler erzählen sie uns ihre Sicht, ihre Definition. Diese sind so widersprüchlich, daß sie zwingende Fragen aufwerfen.

Gli ultimi fuochi di Porto Marghera
(Porto Marghera: Die letzten Feuer)

Italien 2004, 55 min
Regie Manuela Pellarin
Dok, mit Gästen

Gli ultimi fuochi di Porto Marghera

Der Film ULTIMI FUOCHI besteht hautpsächlich aus Interviews mit Arbeitern, die über ihre Erfahrungen und Kämpfe in den 50ern und vor allem in den 60er und 70er Jahren erzählen. Anstatt, wie üblich, die »operaistischen« Intellektuellen sprechen zu lassen, kommen in diesem Film die Arbeiter selbst zu Wort.
Hierbei werden viele Sachen angesprochen: das Industriegebiet bei Venedig mit starker Umweltbelastung, Gesundheitsschädlichkeit der Arbeit, Bauernarbeiter – heute migrantische Arbeiter; früher und heute: Subunternehmer.

Die Arbeiter haben sich selber organisiert und wurden von der Gewerkschaft und der KPI zunächst ausgeschlossen oder sogar bekämpft. Das Industriegebiet in Porto Marghera war das Laboratorium von Potere Operaio, und des italienischen Operaismus überhaupt. »Arbeiteruntersuchung«, »diffuse Fabrik«, »egalitärer Lohnkampf« und »Hausbesetzungen«, »proletarisches Einkaufen« und »Kampf gegen die Gesundheitsschädlichkeit der Arbeit« sind Schlagworte, die zwei Jahrzehnte der Arbeiterpolitisierung umspannen.

Die kommunistischen Arbeiter waren in den 50er Jahren eine winzige Minderheit und auf wenige Betriebe beschränkt. Ende der 60er und bis weit in die 70er hinein waren die Organisierungsversuche im Veneto hingegen besonders fortgeschritten, weit über leninistische ZK-Modelle und bezahlte Funktionärsstrukturen hinaus. In Porto Marghera gab es Zeitschriften von Arbeitern namens Gegen die Arbeit und Nullarbeit.
Vielleicht war deswegen die anschließende Repression und Umstrukturierung besonders hart: aus dem ehemals armen, ländlich und feudal geprägten Gebiet wurde in den 80er und 90er Jahren unter dem Stichwort der »flexiblen Spezialisierung« das Vorzeigegebiet des »postindustriellen Kapitalismus«: die Benetton-Familie stammt ebenfalls aus dem Veneto. Die »diffuse Fabrik« ist prägend für diese Gegend. Der »Nordosten« Italiens galt in jener Zeit als reich, er hatte mit das höchste Bruttosozialprodukt pro Quadratkilometer weltweit.

Spätestens heute – seit der tiefen Krise des Benetton-Modells – wissen wir, daß es auf überlangen Arbeitszeiten, Unterausstattung mit Maschinerie, Niedriglöhnen in familiär geprägten Strukturen basierte.

Ein hoch spannender Dokumentarfilm über die Brutalität der Arbeit und den militanten Widerstand dagegen, der auch für die sozialen Bewegungen der 70er und 80er in der BRD mit zu den wichtigsten Einflüssen zählt.

work arsenal kulturstiftung Datum